Sphärenmusik: Lyrik für Jakob Böhme

Lyrik für Jakob Böhme von Konstantin Jahn, ermöglicht durch ein Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Der musikalische Part: Healing Drone No 1 for Jakob Böhme (Xenzoa).

Sphärenmusik

Nächtelanges Filtern von weißem Rauschen
im gleißenden Licht der scharf rotierenden Wega,
Augurenschau. Dem Puls der Planeten lauschen.
Wer am frühen Morgen wandert, 
soll nach Osten schauen.
Die Musik ist so laut, man kann sie nicht hören. 
Als blickte man ins grelle Licht der Sonne.

Saturn (Samstag)

Hinter der Bahn des Saturn beginnt das Chaos.
Urgrund, Unheil, Urne, Unten, Uralt, SatUrn.

Sein Himmel ist dunstig purpurfarben,
die erste Sonne war schwarz und fahl, 
im goldnen Äon, im ewigen Frühling.
Sümpfe im Karbon, der Wald im Perm.

Samstags: im Schatten der Eiben, im fahlen Licht
unter Zypressen und Farnen im immergrünen Schatten
Unterschwellig: das Rhi(Y)zom des Schachtelhalms.

In kalten Wüsten weckt der Samstag die Psychosen.
Herbstlich die Winde, trocken die Erde, staubig und karst.

Schwellenhüter, Beharrer, Bewahrer des Alten:
Stoisch und zäh, Verwahrer
mit großen Zähnen, asketisch und kalt,
hager und dünn. Gelbe Augen, rissige Nägel
schwarz gekleidet.

Sichelschwinger, Richter, Lehrer.

Blickt von oben herab, vermisst, navigiert:
Nach langen Reisen, strapaziösen Widrigkeiten
im schwarzen Sand, im trocknen Sumpf, Vogelschau.
Weite Winkel, gespannte Bögen, Septimenzeit.
Ausgehalt’ne Widersprüche in melancholischer Paradoxie.

Die bittren Sedativa: 
Wermut und Beifuß,
Wacholder.
Alle Thuyone: 
Gin, Absinth, Taxine.
Kalk und Harz.
Wegewarte und
Muschelkalk.
Die bitt`re Eibe.

Blei, schwer wie Gold,
im Abrieb leicht entzündlich,
süß im Geschmack.
Leichtes Stechen in der Milz. 
Die Lymphe fließt zäh.

Die Dichter, die zu tief denken,
Die Denker, die zu weit träumen.
Im Holunderschatten.

Die knochigen Brauen,
Die zähen Typen.
Die Paradoxien.

Die Träume im fahlen Licht
Kalter Wüsten,
Kühler Farne,
trockener Erden.

Zähes Ringen.
Dem Gott der Zeit huldigen.
Venus (Freitags)

Über Trabantenstädten 
unter metallisch sich spiegelndem Himmel,
Fassaden in Orange, Birkenhaine.
Satellitenschwärme in tropischer Hitze. 
Stumpfe Eitelkeit im Kupferglanz des Spiegels. 
Fünfstrahlige Blätter unterm Nabel, 
Rosenwuchs
langgliedriger Finger, 
am Busen mäandernde Adern. 
Die kühle Scheide 
riecht nach Mauschelkalk und Myrte.
Schildkrötengeduld.


Mars (Dienstag)

In der trocknen, roten Hitze des Mars,
seltene Erden, nach den Stichen, 
Blut im Mund.

Enkeltrick, Kneipenschläger, Tankstellenräuber. 
Kubisches Metall.

Sirenen in 
rotglühend brennenden Quarten

Bundesstraße, Feldweg: 
Wellblechgaragen
im Schatten von Eichen, zwischen Disteln und Sträuchern.

Das Eisen im Säurebad. 


Jupiter (Donnerstag)

Wolkenbänke aus Methan, der Himmel wie Zinn.
Silbriges Quellen, Luftfahrten in Königsblau.
Ausgefällte Kristalle gefrorenen Ammoniaks
zerstäuben unterm Ahornbaum.

Denken mit Titanplatte im Gehirn.
Es riecht nach Kastanien und Lack.
Mit Blick aufs Meer, den Walen folgend,
Gedankenschmiere.


Merkur (Mittwoch)

Der
Geist flink und beweglich 

Schnelle Texte
mit GraPhit auf
PergaMent ge
kratzt,
auf dem 
Ulmen
tisch.

Quecksilbrige
Stimmungs
Lage.
Vom Neid
zerrieben.